Ausstellung Cech Art Space


In fünf Workshops haben die jungen face art – face future Botschafter aus Minsk ein vielschichtiges Programm erarbeitet. Ernst Barlach und Käthe Kollwitz haben ihre Kunst als einen Beitrag zum Werden der Welt, als Beitrag für die Zukunft verstanden. Was haben uns die jungen Ausstellungsbotschafter aus Minsk mitzuteilen? Was haben sie in dieser Ausstellung gesehen, was wir noch nicht gesehen haben? Was machen ihre Beiträge für uns sichtbar?


Mit einem Grußwort des deutschen Botschafters, Peter Dettmar, wurde am 4. November 2017 um 17 Uhr die Ausstellung face art – face future mit etwa 100 Besuchern im CECH feierlich eröffnet.


Zusammen mit der Regisseurin Mila Klinzova und der Kunsthistorikerin Lena Hil haben die Teilnehmer Team 2 in ihren Videoarbeiten moderne künstlerische Botschaften zu der Kunst von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz formuliert. Diese mit ihren Smartphones gedrehten, geschnittenen und endproduzierten Videobeiträge wurden bis zum 10. November der Öffentlichkeit in Minsk vorgestellt. Insgesamt kamen über 240 Besucher in den fünf Tagen, um mit den jungen Künstlern die Bedeutung und Hintergründe ihrer Videoarbeiten zu diskutieren.


Es ist sehr berührend, in welcher Tiefe und ästhetischen Perfektion die unterschiedlichen Videobeiträge die Frage nach der Qualität unseres Lebens stellen und uns zum Nachdenken auffordern. Schau selbst, hier findest du alle Beiträge und sie alle sind KUNST:

Das Präsentationskonzept wurde von dem Hamburger Künstler Arne Lösekann entwickelt. Seine Idee der Krücken-Skulpturen, die als Präsentationsflächen für die Videos fungieren, reflektierten eine der monumentalen Figuren Ernst Barlachs, den „Bettler auf Krücken“. Behinderungen können verschiedenste Ursachen haben: sie können durch Krieg, Unfall, Gewalt oder Krankheit ausgelöst sein. Jede Gesellschaft ist verpflichtet, diese Ursachen zu reflektieren und die Menschen mit ihren besonderen Bedürfnissen zu integrieren. Die Krücken werden so zu einem vielschichtigen Symbol der Menschlichkeit, die in unserer noch immer zunehmend an Profitmaximierung orientierten Welt verloren geht. Jeder, der Schwäche zeigt, erscheint wertlos in diesem System. Die Wachstumsgesellschaft diktiert Effektivität und Selbstoptimierung. Genau das boykottieren die Krücken symbolhaft: In dieser Welt können und wollen wir nicht voranschreiten! Zukunft kann nur gehen (ohne Krücken),, wenn wir umdenken, kollektiv reflektieren, was wir wirklich zum Leben brauchen. Im umgekehrten Sinn stehen diese Krücken für die Erkenntnis, sich von der Idee der permanenten Bereicherung verabschieden zu müssen, diesem falsch praktizierten Konzept von Wachstum, das nicht nur immer neue Kriege provoziert sondern vor allem auch unsere gemeinsame Lebensgrundlage vernichtet, unseren Planet Erde.

Präsentation im Nationalen Kunstmuseum Belarus

Unter Leitung der belarussischen Choreografin Olga Skvortsova haben die Kunstvermittler Team 1 zu den Werken von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz eine Performance mit dem Titel „Body.Access“ (Körper.Zugang) entwickelt. Aus Bewegung und Körpersprache gestalteten sie eine sensible, emotionale und mitreißende Interpretation der ausgestellten Werke. Die etwa acht minütige Aufführung bot einen lebendigen und modernen Zugang zu einer Zeit, die mehr als 100 Jahre zurückliegt.


Zusammen mit der Kunsthistorikerin Sofia Sadovskaja haben die 13 jungen Ausstellungsbotschafter zudem ein 1,5 Stunden füllendes Vermittlungsprogramm erarbeitet, um die aktuelle Bedeutung der Werke von Barlach und Kollwitz für unsere Zeit herauszustellen und zu diskutieren. Vom 5. bis 7. November 2017, haben sie neun Präsentationen in der Ausstellung mit insgesamt 206 Besuchern durchgeführt. Jeder, der dieses leidenschaftliche und konzentrierte Programm erleben durfte, hat die folgende Botschaft mitgenommen: Engagiert euch für eine sozial gerechte, friedliche und nachhaltige Welt!

Interview mit den Teilnehmern